Der Plan der Bundesregierung, Windenergie aus dem Nordosten der Bundesrepublik nach Süddeutschland zu transportieren, tangiert unmittelbar landwirtschaftliche Unternehmen in der Hohen Börde. Konkret geht es um zwei Höchstspannungs-Gleichstrom-Trassen (SuedOstLink und SuedOstLink+) sowie eine weitere Hochspannungsleitung zwischen Wolmirstedt und Helmstedt, deren Verlauf durch das Gebiet der Einheitsgemeinde aktuell geplant wird.
Während die Trassenführung des SuedOstLinks zwischen Wolmirstedt und Niederndodeleben weitgehend festgelegt ist, wird die Trasse des SuedOstLinks+ zwischen dem Raum Schwerin im Norden und Wolmirstedt im Süden erst in den kommenden Jahren fixiert werden; der Verlauf durch das Gebiet der Hohen Börde steht damit noch nicht fest.
Guter Kompromiss ist das Ziel
Vor diesem Hintergrund hatte die Gemeinde Hohe Börde Landwirtinnen und Landwirte sowie Verantwortliche aus dem Landkreis Börde, der Stadt Haldensleben und des Bauernverbandes am 30. August 2022 in das Dorfgemeinschaftshaus nach Bornstedt eingeladen. Als Gesprächspartner/innen waren zudem Verantwortliche aus der Bundesnetzagentur und des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz dabei.
„Als Gemeindeverwaltung wollen wir den Entscheidungsfindungsprozess auf der Ebene des Bundes mit eigenen Hinweisen und Vorschlägen begleiten, um einen guten Kompromiss zwischen dem Ziel einer sicheren Energieversorgung des Landes und den berechtigten Ansprüchen von Bewirtschaftern der überaus guten Böden in unserer Region herzustellen“, stellte Bürgermeisterin Steffi Trittel in Aussicht. Dazu wolle man eine Gesprächskultur unterstützen, bei der auch kritische Nachfragen u.a. zu den Auswirkungen der Erdkabel auf die künftigen Erträge der betroffenen Flächen fachkundig geprüft werden, betonte die Bürgermeisterin.
Landwirte befürchten Auswirkungen auf Erträge
Im Verlauf der Diskussion sprachen Landwirte Befürchtungen an, dass der vor allem für die Trassenführung des SuedOstLink+ gesetzlich vorgeschriebene Bau eines Erdkabels zu massiven Veränderungen der Bodenstruktur und der Erträge führen könnte. Dazu wurden Beispiele aus anderen Regionen, in denen bereits Energietrassen erdverlegt worden sind, geschildert. Von Seiten der Bundesnetzagentur bekräftigte Frau Dr. Haller, dass mögliche Konsequenzen aus der Trassenverlegung unter Einbeziehung mehrerer wissenschaftlicher Einrichtungen intensiv untersucht würden. Hinweise und Erfahrungen von Landwirten sollen in diesen Prüfungsprozess in jedem Fall einbezogen werden.
Gegenstand der Diskussion war auch die jetzt geltende gesetzliche Vorgabe des Bundes, keine Ausnahmen bei der Trassenverlegung als Erdkabel zuzulassen; dies ist beim SuedOstLink (zum Beispiel zwischen Wolmirstedt und Niederndodeleben) noch anders geregelt. Hier hat die Gemeinde Hohe Börde von der Ausnahmeregelung gebraucht gemacht, die Trassenführung als Freileitung zu planen. Von Seiten der Landwirte wurde angeregt, diesen vom Bundeswirtschaftsministerium durchgesetzten Grundsatz im Interesse der Verringerung negativer Folgewirkungen für die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe nochmals zu überdenken.
Bürgermeisterin Steffi Trittel betonte, dass das Jahr 2023 für die öffentliche Beteiligung zur Trassenfestlegung des SuedOstLink+ von entscheidender Bedeutung sein wird. Die Gemeinde Hohe Börde wird die dazu von der Bundesregierung vorgesehenen Gesprächs- und Informationsformate – gemeinsam und in Abstimmung mit Unternehmen und Verbänden – nutzen.